Orte der Gnade
Zeugnisse über Orte der Gnade

Zeugnisse über Orte der Gnade

Zeugnisse heiliger Boden in Dachau:

Inhalt:

Zeugnisse der Gnade 1933-1945

Zeugnisse der Gnade nach 1945

 

Zeugnisse der Gnade 1933-1945

Es gibt eine ungeheuer große Zahl von Zeugnissen, die Geistliche von ihrer Haft im KZ Dachau hinterlassen haben, die von Gottes Gegenwart, Hilfe und seinem Wirken berichten. Es sind persönliche Erlebnisse und Glaubenszeugnisse, die nicht für alle Häftlinge gelten können. Trotzdem zeigt ihre Vielzahl, dass das KZ Dachau nicht nur ein Ort unvorstellbaren Grauens und tausendfachen mordens sondern, auch ein Ort der Gnade war und noch heute ist.

Die Zitate sind dabei nicht geordnet.

„Was vielleicht manchmal als Unglück erscheint, ist oft das größte Glück. Wie vieles lernt der Mensch erst durch die Erfahrung in der Schule des Lebens. Wir sollen wohl die Friedlosigkeit in der Welt für die anderen mitfühlen und miterleben und ihnen zum wahren Frieden helfen.“[1]

Seliger P. Unzeitig in einem Brief aus dem KZ Dachau

Geistliche erfuhren Gottes Sorge und Hilfe und Vorsehung täglich „ … dass Gott wunderbar alles lenkt, merken wir hier täglich an uns.“, „.. Gott spricht in der heutigen Zeit wieder eine sehr deutliche Sprache mit großen Zeichen und Wundern und verlässt nicht die, die auf ihn ihr Vertrauen setzten…. Immer wenn seine Getreuen in Not waren, haben sie gebetet und sind erhört worden.“ Seliger P. Unzeitig in einem Brief aus dem KZ Dachau [2]  

„Gott ist wirklich gut und verlässt keinen, der auf ihn hofft, mag er auch manchmal bitter harte Zeiten über verschiedene kommen lassen.“  Seliger P. Unzeitig in einem Brief aus dem KZ Dachau

„Die Leiden dieser Zeit sind nichts verglichen mit der Himmelsseligkeit, die Gott denen bereitet hat, die ihn lieben.“[3] Seliger P. Unzeitig in einem Brief aus dem KZ Dachau

Pfarrer Leopold Arthofer, aus Linz: „Danken für das Leid von Dachau, danken für die Schule von Dachau, danken für die Gemeinschaft von Dachau; danken für die Erlösung von Dachau. Darum wollen wir verzeihen…darum wollen wir nicht müde werden, immer und allezeit dem Frieden Christi zu dienen.“[4]

„Für mich waren es harte Leidensjahre der Erziehung. O mein Gott, ich danke Dir für alles! Für alle Opfer und Strapazen, für alles Gute an Leib und Seele in diesen Jahren.“[5]]

„Gottes Schule in Dachau – wertvollste Schule der Heiligkeit! Wie oft haben wir es bedauert, dass nicht viel mehr Würdenträger diese Schule erleben durften! Wer mit wahrhaft christlicher Haltung sie ertragen hat, wird Gott dafür in alle Ewigkeit danken.“[7]

„Ich konnte dies nur mit Gottes Hilfe ertragen. Ich konnte jeden Morgen kommunizieren, und nur so habe ich dieses Elend ertragen können. Ich hatte das Gefühl, daß Gott immer bei mir ist, auch in der Gefangenschaft. Dafür mußte ich jedoch zuerst lernen, mich Gott ganz auszuliefern. Das ist mir in Dachau gelungen. Nur eine Bitte hatte ich, da ich leicht melancholisch zu werden drohe: Lieber Gott mache mit mir, was Du willst, aber laß mich nie mutlos oder trostlos werden. Dies wurde mir wundervoll erfüllt, so daß ich auch vielen anderen Freude am Leben geben konnte. Ich fühle mich noch heute als Gottes Werkzeug und bin der Ansicht, daß die Inhaftierung vieler Geistlicher ein Teil der göttlichen Vorsehung für das gesamte Laser gewesen ist. Dennoch sind auch in Dachau Geistliche an der Lagersituation zerbrochen. Sie sind halt auch Menschen.“ [8]

Seliger Alojs Andritzki: „Denn die Erfüllung des Willens des Vaters ist ja seine größte Verherrlichung, die wir Menschen Ihm darbringen können.“[9]

„… weil Gott uns in seiner Gnade die Gewissheit schenkt, dass unser Weg der rechte ist und dass wir, wenn wir wählen könnten, keinen anderen Weg vorziehen würden. Ich glaube, dass diese getroste Gewissheit zu dem besonderen Segen gehört, der auf das Martyrium …  gelegt wird.“[10]

„Je ärmer und schwächer ich war, um so mehr erfuhr ich diese Geborgenheit und, es stimmt: Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.“ [11]

„Ich bin in meinem Leben kaum je so getrost, so voll Frieden gewesen wie jetzt.“[12]

„was ist das vergangene Jahr für ein seltsames, schweres und doch auch wieder reiches Jahr gewesen! Wir werden wohl dieses Jahr (1942) nie vergessen. Wieviel Hilfe und Führung und Gnade Gottes! Es ist doch etwas um die Zusagen und Verheißungen, die für die Nachfolge Jesu gegeben sind und gelten, ja sich an uns erfüllen. Alles ist jetzt viel wirklicher und lebendiger, viel klarer und einfacher.“[13]

„Doch Gott gibt im täglichen Opfer und täglicher Kommunion erneut Stärke und Kraft zu weiterem Tragen.“[14]

„Doch wir durften erfahren, dass Gott unsere Finsternis hell macht durch ihn, unseren Herrn. Er schenkte uns mit der Gemeinschaft der KZ-Priester im sogenannten Priesterblock ab 1941 auch noch die sakramentale Gemeinschaft mit ihm in der Hl. Eucharistie. Was das für uns bedeutet hat, kann nur ahnen, wer einmal in ähnlicher Lage gewesen ist. Täglich standen wir eine halbe Stunde früher als das gesamte Lager auf und feierten, wenn auch unter Demütigungen und Schikanen, das Geheimnis der Hingabe unseres Herrn Jesus Christus, der uns die Kraft gab, ihm in seiner Hingabe für die Menschen zu folgen…“[15]

„Diese Gottesdienste in Dachau waren die Kraftquelle, aus der wir jahrelang geschöpft haben. Neben dem Gesang stand das Wort Gottes. Wie lauschten wir den Predigern, die aus dem reichen Schatz ihrer Erfahrungen zu uns sprachen, einfach und schlicht, aber auf den höchsten Stufen der Beredsamkeit, Prediger von Weltruf. Allen religiösen Bewegungen und Bestrebungen wurde Rechnung getragen…In den Wintermonaten konnte man Vorträge auf allen Gebieten der Theologie hören, Langeweile kam da nicht auf.“[16]

Pfarrer Pfeil: „Die hl. Eucharistie war die geistige Kraftquelle für Gesunde und Kranke. Sie wurde den Mitgefangenen Brüdern geheim ins Revier gebracht, gewöhnlich in ein Stück Papier eingewickelt. Die Gegenwart des eucharistischen Heilands, mit dem wir buchstäblich unter einem Dache wohnten, gab uns immer wieder neuen Mut zum Aushalten…“[17]

„Dachau war ... nicht nur Leidensweg, sondern auch eine Schule des Betens. In Dachau gewesen zu sein, bedeutet nicht viel, aber in Dachau den Weg zu Gott intensiver gesucht zu haben, das sei die eigentliche Gnade dieser Jahre gewesen. Darin liege Heil und Auftrag bis zum Ende des uns neugeschenkten Lebens.“[18] P. Maurus Münch

„Ich spüre täglich die Kraft des Gebetes. Darin zeigt sich das Große, was der Herr uns gegeben hat: den Frieden; in erster Linie den des Herzens, dann aber auch nach außen hin den des Gemütes, ja des ganzen Menschen.“ Seliger Alojs Andritzki[19]

„Und Christus im Tabernakel [in der Priesterkapelle des Block Nr. 26, Anm.d.Verf.] war Tag und Nacht unser Wallfahrtsziel in der vielfachen Not des Lagers. Hier holten wir uns Kraft für die eigene Seele, hier auch Kraft für tausend Wege und Opfer der Seelsorge und der Caritas.“[20]

„Die Kraft zur Heiligung des Lagertages zu holen, war es vor allem, die uns immer zum Tabernakel trieb. Es ging ja um Sein oder Nichtsein… Nach Dachau hatten diese Wege uns geführt. Hier sollten wir Seine Liebe im Tabernakel schauen, hier will er uns seine Wunderkraft beweisen – unser Christus in Dachau! So knieten, beteten und betrachteten die Priester in Dachau vor dem Tabernakel.  Und drinnen war Er, der ihre Not teilte, ihren Kämpf kämpfte, ihre Leiden persönlich trug. … Das war der tiefste Sinn unserer Priestergemeinschaft in Dachau.“[21]

„Am frühen Morgen, gleich nach dem Aufstehen, knieten schon Priester im Häftlingskleid um den Altar. Und abends, wenn das schrille Abpfeifen durchs Lager ging, eilten die letzten hinaus. Selbst tagsüber war unser Herr selten allein, obwohl die meisten seiner Diener in die Fronarbeit getrieben wurden. Und auch von der Arbeit wanderte in Hunger und Gefahr unser Herz und Geist ständig zum eucharistischen Christus, dem göttlichen Seelsorger Seiner verbannten Priester.“[22]

„Auch sind wir darin einig, dass unser beharrliches Beten erhört wurde. Wir haben mit dem Rosenkranz die Pakete hereingebracht! Und das rettet nun vielen das Leben.“[23]

„Wo die Not am größten ist, ist Gottes Hilfe am nächsten. Wir Priester waren am Verhungern. Bis Ostern 1943 hätten wir kaum durchgehalten. Aber die Hoffnung der Gottlosen war eine Rechnung ohne Wirt. Plötzlich verschwand die Gestalt des Lagerkommandanten P. Er hatte nebenbei schwerste Schiebereien getätigt. Auch der furchtbare Lagerführer Hofmann wurde nach einer halbjährigen Herrschaft ausgeschaltet.“[24]

„Als die polnischen Priester Ende April 1945 davon erfahren haben, dass die übrig gebliebenen KZ-Insassen ermordet werden sollten, gaben sie sich in die Obhut des heiligen Josef, Heiligtum in Kalisz, und beteten zu ihm eine Novene. Am neunten und letzten Tag der Novene unmittelbar vor dem geplanten Mord an den KZ-Insassen wurde das Lager am 29.04.1945 auf wundersame Weise befreit. An jenem Tag erreichten Einheiten der 7. Amerikanischen Armee das Lager und verhinderte die für 21.00 Uhr geplante Ermordung aller KZ-Insassen. Die polnischen Priester waren überzeugt, dass die Intervention des heiligen Joseph ihnen das Leben gerettet hatte und gelobten, dass sie seine Verehrung pflegen würden. … und ein Werk der Nächstenliebe unter seinem Patronat begründen würden.“[25] Nach den überlebenden, polnischen Geistlichen und späteren Bischöfen Jez oder Majdański wurde deshalb das Institut für Familien nach dem Krieg in Polen gegründet, ein Institut für Familienpastoral. Die Bewegung die daraus entstand bewegte den späteren heiligen Papst Johannes Paul II. die Theologie des Leibes zu entwickeln.

Pfr. Pfeil: „Selbst im Schlafsaal hielten wir abends, nur mit Hemd bekleidet, religiöse Ansprachen und beteten gemeinsam mit unseren evangelischen Brüdern das Vaterunser. Dann schliefen wir ein nach dem kath. Gruß: Gelobt sei Jesus Christus, den Pfarrer Bechtel betete, und standen morgens mit dem gleichen Gruß von unseren Strohsäcken auf. Mit unserem Gebet vereinigte sich das Gebet der Angehörigen in der Heimat und vieler anderer unbekannter Seelen. Wenn wir Priester durch unser Gebet in Dachau auch eine einzige Sünde verhütet und nur eine Seele für den Himmel gerettet hätten, die sonst verlorengegangen wäre, dann müßten wir Gott dafür loben und preisen. Gott allein weiß, wie viele Sünden durch unser Gebet verhütet und wie viele Menschen in letzter Stunde für die Ewigkeit gerettet wurden.“[26]

„Gott will, dass wir in unserem äußeren Elend zur Stadt auf dem Berge emporwachsen, dass wir als Licht vor den Menschen leuchten, auf dass sie unseretwegen den Vater preisen. Das wissen wir, auch wenn es uns niemand hier in unserem Verlies beglaubigen kann, dass viele geistige Freunde in aller Welt nach Dachau schauen und von Dachau Heil erwarten. An uns liegt es, dass dieser Kerker zu einer Gnadenschule Gottes werde, aus der neue Erwecker und Führer zum Heile erwachsen.“[27]

„Wir haben Gottes Güte in der Not des Lagers erfahren, wir wollen seine Treue auch im Glück der Freiheit anbetend preisen.[28]

„Der Boden des KZ Dachau trägt den Fluch einer grauenhaften Gottlosigkeit und ihrer zahllosen Verbrechen. Jede Handbreit Erde ist dort gleichsam mit Blut getränkt, mit Leichen untermauert. Doch das ist nicht alles, ist nur die düstere Nachtseite. Jahrelang die Kapelle mit der Heiligen Eucharistie und dem Heiligen Meßopfer – 2700 Geistliche, das größte „Kloster“ der Welt – ein sechsfacher Vernichtungsplan von Gottes Hand beiseite geschoben - …(Vernichtung vor Befreiung) Über unserem Lager waltete eine ganz besondere Vorsehung – gleich dem lichten Tag. Gottes Vaterhand war geradezu sichtbar und greifbar über diesem Ort gebreitet – Heiligtum Dachau!“[29]

„Auch Gottvertrauen haben wir gelernt, rückhaltloses Gottvertrauen. Hilflos lagen wir in den Krallen der Hölle. Käme der Endsieg, so gäbe es für uns keine Freiheit, das wussten wir. Im anderen Fall erst recht nicht. ... Nur wer sich völlig zu dieser Seelenhaltung betend durchgekämpft, hat den Frieden der Seele auch im Lager gefunden. Weder körperlich noch seelisch konnte er zermalmt werden. Er allein konnte über sich hinaus auch an andere denken. Er war nicht mehr der Gefangene seiner persönlichen Leidens. Er war frei – auch in Ketten der Gestapo. Frei hinter Stacheldraht in der Freiheit der Kinder Gottes. Alles persönliche Erleben und Erleiden führte ihn stufenweise näher zu Gott……  Schule erhabenster Lebensweisheit, dein Name ist Dachau!“[30]

„So war das ganze religiöse Leben auf unserem Block getragen von einer steten Hoffnung auf die Hilfe Gottes. Und täglich erneuerten wir in der Morgenkommunion unsere Liebe zu Christus, dem Herrn, und seiner Kirche. Und wenn der Tag noch so viel Unruhe, Unrecht und Quälende Sorge brachte, in der Gottesnähe fanden wir unseren inneren Frieden und damit den Mut, alles aufrecht zu tragen und unser Leben dem Herrgott zu weihen.“[31]

„Ich spüre täglich die Kraft des Gebetes. Darin zeigt sich das Große, was der Herr uns gegeben hat: den Frieden; in erster Linie den des Herzens, dann aber auch nach außen hin den des Gemütes, ja des ganzen Menschen. Grundgelegt ist natürlich dieser Friede durch die Aussöhnung mit Gott durch das Sakrament des Friedens: die hl. Beichte. Aber dieser Frieden wächst auch noch täglich, wenn ich das so sagen darf. Denn man wird ruhiger und allen Dingen gegenüber beherrschter und sicherer…“ seliger Alojs Andritzki[32]

„Der Herr ist da und schenkt uns allzeit seine Huld, da wir Ihn erkennen und lieben und nach seinen Geboten handeln und so haben wir auch den Frieden von Ihm empfangen, den die Welt sich selbst nicht geben kann! Freut Euch mit mir! Der Herzensfriede ist in mir…“ schrieb der selige Alojs Andritzki 2 Monate vor seinem Tod in einem Brief, als er sehr unter Hunger, infizierten und eitrigen Beinen litt.[33]

„Aber eines Tages ist es, dass wir getroffen werden vom Lichtstrahl heiliger Erkenntnis. Dies ist ein beglückendes Geschehen. Alles, was einen umgibt, wird eingetaucht in dieses göttliche Licht und bekommt Sinn und Zweck in einem solchen Maße, dass man es nicht missen möchte.“[34]

Schrieb der selige Alojs Andritzki

„Und wir fühlen: der Segen des Bischofs (Kozal) gibt unserem Leiden Sinn. Hebt es hinaus über das rein menschliche. Sendet unser kleines, personliches Leiden hinein in das Meer von Leid und Verfolgung, welches die Kirche Christi erduldet und erdulden muß. Und läßt uns teilhaben an den selben Gnaden und Tröstungen und Kraftquellen, die schon die ersten Märtyrer speisten. Oh Wunder der Gemeinschaft der Heiligen, das uns hier zum Erleben wird.“[35]

„Bedachten wir die Tausende von Menschen, die ohne jegliche Seelsorge in eben dieser Hölle ausharren mussten, dann wussten wir einen triftigen Grund für unsere Verhaftung. Ja wir hätten uns eigentlich freiwillig ins KZ melden müssen, um den Verlassenen zu helfen.“[36] P. Sales Hess

„Es geht uns jetzt alle an, und wir dürfen diese Erfahrung, die wir in der damaligen Not gemacht haben, nicht mehr verlieren, denn wir brauchen alle die Erfahrung der Gegenwart Jesu Christi. … Christus ist hier!“[37]

„Haß und Neid der Hölle wachten Tag und Nacht mit großer Tücke. Ihre Wut war umso größer, je ohnmächtiger sie war. Die Priester standen wohl ganz offensichtlich unter dem besonderen Schutze Gottes, U.L.Frau von Dachau und allen heiligen Engeln. Gerade diese Tatsache können wir nicht stark genug betonen. Es war uns oft zumute, als stünden wir mitten in einer großen Schar himmlischer Geister, die aufs heftigste die drohenden Legionen der Hölle bekämpften und besiegten. Oft kam es soweit, dass wir in heftiger Angst unser Herz fühlten und hörten. Das Ende jedoch war ein befreiendes Atemholen und ein heißes Dankgebet. Unter solchen Beiständen konnten wir auch manches wagen, was natürlicherweise über die Grenzen der Klugheit weit hinausging. Und es musste vieles gewagt werden – für den eigenen seelischen Hunger und für die Not von Tausenden.“[38]

“Wir pendelten dann auf und ab (auf der Lagerstrasse), tauschten Gedanken aus und suchten uns gegenseitig hochzuhalten. Wenn man allein nicht mehr beten kann, dann geht es immer noch zu zweit. Danach beichten wir und geben uns gegenseitig die Absolution. Es war eine Wohltat für uns. Wir wurden ruhiger und gelassener, und es tat uns körperlich wohl.“[39]

 

 

Zeugnisse der Gnade nach 1945

Zahlreiche Menschen erlebten während dem Besuch der Gedenkstätte des KZ Dachau Gott direkt. Einige Zeugnisse sind als Beispiele hier aufgeführt. Das Gelände des ehemaligen KZ Dachau, wo 2.800 Geistliche und unzählige Laien beteten, ihr Leiden aufopferten und sogar den Märtyrertod annahmen, ist wirklich ein heiliger Boden und ein Ort der Gnade auch und besonders für Menschen heute.

Kazimierz Jan Majdański litt als junger Geistlicher im KZ Dachau. Er blieb auch später der Gedenkstätte des KZ Dachau verbunden und beuchte sie, auch um Gottesdienst zu feiern und zu beten.

1989 predigte Bischof Majdański in der Todesangst-Christi-Kapelle aus Anlass des 50. Jahrestag des Einmarsches der deutschen Truppen in Polen, bei der Messe am 27.06.1989. Er erinnerte an den seligen polnischen Bischof Michal Kozal:

 „Wir verkünden also zuerst, dass diese Stelle heilig ist! Sie ist heute auch als heilig markiert: Hier ist die Todesangst-Christi-Kapelle, hier befindet sich eine protestantische Kapelle und ein jüdischer Tempel, hier befindet sich der Karmel Heilig Blut. Und das alles mit vollem Recht, da hier gefoltert wurde und viele Menschen den Tod fanden … .“[40]

Hier wurden die Bekenner Jesu gefoltert und fanden oft den Tod. Wir glauben, es waren Märtyrer Gottes. Also erinnert diese Stätte an die römischen Katakomben und an das römische Kolosseum. … Hier war die Stätte der heroischen Überwindung 'des Bösen durch das Gute' (Röm 12,21); des Abgrundes des Bösen durch die Gewalt des Guten; des schrecklichen Bildes des Hasses durch die Unendlichkeit der Liebe. Hier war die Stätte innigen Gebetes – derjenigen, die starben und derjenigen, die noch lebten, obwohl auf Schritt und Tritt der Tod ihnen folgte… Hier fand im geheimen die Eucharistiefeier statt und hier Verkündigung des Wortes Gottes, auch um den Preis blutiger Schläge. … Hier, wo eine einzigartige Priesterweihe stattfand, vollendet sich das Lebensopfer derjenigen, die für die Treue der Berufung starben.“ [41]

 „… Man darf hier in Dachau beten an der Stelle, wo der Märtyrerbischof am 26.01.1943 in die Seligkeit einging [der selige Bischof Michal Kozal ist gemeint] …  wie der Krakauer Kardinal kurz vor seiner Wahl zum Papst [gemeint ist der spätere heilige Papst Johannes Paul II., der kurz vor seiner Wahl zum Papst die Gedenkstätte besuchte. Es existiert ein Foto, das ihn vor der Todesangst-Christi-Kapelle zeigt] ... wie so viele – gestern, heute und morgen. Man darf an dieser wirklich heiligen Stätte beten. Man darf und soll zu dieser heiligen Stätte pilgern.“ 33

 

John Kardinal O´Connor (1920 – 2000), wurde am 19.03.1984 Erzbischof von New York. Sein besonderer Einsatz galt dem Lebensschutz.[42]

„1979, … bei stillen Exerzitien auf dem Gelände der Gedenkstätte des KZ Dachau, wo mehrere hundert [rund 2.800 Geistliche, davon + über 1.000, Anm. d. Verf.] Priester den Märtyrertod fanden, sprach Gott in einem Moment der Gnade zu ihm, dass er sein ganzes Leben für die Heiligkeit des menschlichen Lebens in all seinen Facetten einsetzen sollte.“[43]

„Als er seine Hände in den halbrunden roten Backsteinofen legte, spürte er die vermischte Asche von Christen und Juden, Rabbinern und Priestern in seiner Hand. Es durchborte sein Herz und er rief: „Mein Gott! Wie können Menschen anderen Menschen so etwas antun?“ Nach diesem Erlebnis legte er ein Versprechen ab: „Ich bete ernsthaft, dass ich auch wenn ich nur noch eine Woche oder für 20 Jahre leben sollte, meinen letzten Atemzug für die Heiligkeit eines jeden menschlichen Lebens einsetze.“ … Von nun an suchte er eine geistliche Gemeinschaft zu gründen, die vor allem durch ihr gottgeweihtes Leben, Arbeiten und Beten wirkte. „Gebet auf der Straße ist gut, aber gottgeweihtes, formelles Gebet mit Fasten ist besser“, meinte der Bischof. Im Jahr 1991 gründete Bischof John O´Connor die Gemeinschaft der Schwestern des Lebens.“[44]

 

Pater Marian Zelazek

Der polnische KZ-Häftling im Priesterblock, Pater Marian Zelazek war als Seminarist der Styler Missionare Häftling im KZ Dachau und dort mit dem seligen Stefan Wincenty Frelichowski eng befreundet. Schwester Stefania Hayward berichtete in einem Interview über den in Polen berühmten späteren Missionar der Aussätzigen in Indien, der bald seliggesprochen werden soll.

Er kam nach Dachau, um die Schwestern im Karmel zu besuchen und erwähnte dabei wiederholt, dass er immer Schüler und Passanten, die er zufällig auf dem Weg vom Bahnhof unterwegs traf, erklärte er, Dachau wäre heiliger Boden.

Pater Zelazek hatte während seiner Haftzeit in verschiedenen KZs 14 Kameraden verloren, 14 Mitseminaristen der Steyler Missionare hatten nicht überlebt. Deshalb“, so Schwester Stefania, „war er so heilig, weil er auch für sie lebte und als Priester ihre Berufung mitverwirklichte. Seine Arbeit, für die Leprakranken in Indien, war für ihn Ausdruck des Vermächtnisses seines Freundes des seligen Stefan Wincenty Frelichowski. Unter seinem Einfluss und durch ihn wurde P. Zelazek der Mann, dessen Heiligkeit jetzt die ganze Welt kennt.“[45],[46]

 

Schwester Stefania Hayward

In einem Interview wurde Schwester Stefania Hayward gefragt: „Haben sie in diesem Karmel neben der Gedenkstätte des KZ Dachau für sich diese Realität des Lagers gefunden, Gott gefunden? Ist für Sie hier eine Art heiliger Boden?“

„Wie ich das Buch von P. Pater Michalak gelesen habe, habe ich mich sozusagen zu Gott bekehrt.

Gott hat sich mir hier im Land der Konzentrationslager offenbart, durch diese Menschen, die hier aus Gott gelebt haben und Gott zu anderen getragen haben.“

„Denn schließlich waren nicht alle verloren, oder?“

Viele haben ihren Glauben verloren, aber viele haben ihn gefunden in Menschen wie Wicek (Spitzname des seligen Stefan Wincenty Frelichowsky). Gott war auf dieser Erde gegenwärtig“.[47]

 

 


Quellen

[1] BALLING, Albert L., ABELN, Reinhard, Speichen am Rad der Zeit, Priester in Dachau, Freiburg im Breisgau, 2. Auflage 1985, Herderbücherei, Band 1241,  S. 173, Brief 15.12.1941

[2] Balling, a.a.O.S . 176

[3] Balling, a.a.O. S . 176

[4] Predigt 1961, Pfr. Arthofer, in BALLING, Adalbert L., Eine Spur der Liebe hinterlassen, Pater Engelmar (Hubert) Unzeitig, 1911-1945, Marianhiller Missionar, „Märtyrer der Nächstenliebe“ im KZ Dachau, Würzburg 1984, Verlag Mariannhill, S. 364

[5] Alois Langhans in LENZ, Johannes M., Christus in Dachau, 10. Auflage Wien 1960, S. 151

[6] Schelling, in LENZ, Johannes M., Christus in Dachau, 10. Auflage Wien 1960, S. 184

[7] LENZ, Johannes M., Christus in Dachau, 10. Auflage Wien 1960, S. 238

[8] Pfarrer Sonnenschein in Frieling, S. 64

[9]  Alojs Andritzki, Briefe, Ratibor 2011, Verlag Sursum, S. 47

[10] WILM, Ernst, So sind wir nun Botschafter, Zeugnisse aus dem Kirchenkampf und dem KZ Dachau, Luther-Verlag, Bielefeld 1953 (Evangelischer Pastor), S. 79

[11] WILM, Ernst, So sind wir nun Botschafter, Zeugnisse aus dem Kirchenkampf und dem KZ Dachau, Luther-Verlag, Bielefeld 1953 (Evangelischer Pastor), S. 43

[12] WILM, Ernst, So sind wir nun Botschafter, Zeugnisse aus dem Kirchenkampf und dem KZ Dachau, Luther-Verlag, Bielefeld 1953 (Evangelischer Pastor), S. 44

[13] WILM, Ernst, So sind wir nun Botschafter, Zeugnisse aus dem Kirchenkampf und dem KZ Dachau, Luther-Verlag, Bielefeld 1953 (Evangelischer Pastor), S. 44

[14] MUND, Ottmar, Blumen auf den Trümmern, Paderborn 1989, S. 61

[15] Scheipers in IKLK, Nr. 34, S. 10

[16] Seitz bei PUTZ, Günter, Gott ist der Grund, Das Lebenszeugnis von Georg Häfner, Einsichten in das Priesteramt, Würzburg, 2004, Echter Verlag, S. 5

[17] PFEIL, Hugo, Leben, Leiden ind Sterben der kath. Priester im KZ Dachau, bearbeitet und kommentiert von Bernhard Haupert, Hans Günther Maas und Franz Josef Schäfer; 2012, bei Stiftung Kulturgut Gemeinde Eppelhorn, S. 137

[18] BALLING, Albert L., ABELN, Reinhard, Speichen am Rad der Zeit, Priester in Dachau, Freiburg im Breisgau, 2. Auflage 1985, Herderbücherei, Band 1241, S. 157

[19] Alojs Andritzki, Briefe, Ratibor 2011, Verlag Sursum, S. 33

[20] LENZ, Johannes M., Christus in Dachau, 10. Auflage Wien 1960, S. 163

[21] LENZ, Johannes M., Christus in Dachau, 10. Auflage Wien 1960, S. 174

[22] LENZ, Johannes M., Christus in Dachau, 10. Auflage Wien 1960, S. 194

[23] Weinmann, Weihnachten 42, S. 172

[24]LENZ, Johannes M., Christus in Dachau, 10. Auflage Wien 1960, S. 147

[25] www.karel-art.de/Dachau_2009

[26] PFEIL, Hugo, Leben, Leiden ind Sterben der kath. Priester im KZ Dachau, bearbeitet und kommentiert von Bernhard Haupert, Hans Günther Maas und Franz Josef Schäfer; 2012, bei Stiftung Kulturgut Gemeinde Eppelhorn, S. 137

[27] Pfr. Emil Schramek, bei Mißhandlung wurde ihm Arm gebrochen, starb nach 2 J KZ 1942 BALLING, Albert L., ABELN, Reinhard, Speichen am Rad der Zeit, Priester in Dachau, Freiburg im Breisgau, 2. Auflage 1985, Herderbücherei, Band 1241S, S. 280

[28] LENZ, Johannes M., Christus in Dachau, 10. Auflage Wien 1960, S. 335

[29] LENZ, Johannes M., Christus in Dachau, 10. Auflage Wien 1960, S. 337

[30] LENZ, Johannes M., Christus in Dachau, 10. Auflage Wien 1960, S. 335f

[31] CARLS, Hans, Dachau, Erinnerung eines katholischen Geistlichen aus der Zeit seiner Gefangenschaft 1941-1945,Dokumente zur Zeitgeschichte II, Verlag J.P. Bachem Köln, 1946, S. 109

[32] Alojs Andritzki, Briefe, Ratibor 2011, Verlag Sursum,  S. 33

[33] Alojs Andritzki, Briefe, Ratibor 2011, Verlag Sursum, S. 155

[34] Alojs Andritzki, Briefe, Ratibor 2011, Verlag Sursum, S. 12

[35]BERNARD, Jean, Pfarrerblock 25487, Dachau 1941-42, edition saint-paul luxenburg, 4. Auflage 2004, S. 52

[36] P. Sales Hess, eine Welt ohne Gott

[37] WILM, Ernst, So sind wir nun Botschafter, Zeugnisse aus dem Kirchenkampf und dem KZ Dachau, Luther-Verlag, Bielefeld 1953 (Evangelischer Pastor), Predigt vom Sept 45, S. 129

[38] LENZ, Johannes M., Christus in Dachau, 10. Auflage Wien 1960, S. 199

[39] BERNARD, Jean, Pfarrerblock 25487, Dachau 1941-42, edition saint-paul luxenburg, 4. Auflage 2004, S. 154

[40] MAJDANSKI, Kazimierz, Ihr werdet meine Zeugen sein…, 1995 Mittelbiberach, Maria aktuell. S. 185

 

[41] MAJDANSKI, Kazimierz, Ihr werdet meine Zeugen sein…, 1995 Mittelbiberach, Maria aktuell, a.a.O. S. 185

 

[42] P. Paulus-Maria CFR., Magazin gig, god is good, Nr. 6/ 2023, S.4

[43] P. Paulus-Maria CFR., Magazin gig, god is good, Nr. 6/ 2023, S.4

[44] P. Paulus-Maria CFR., Magazin gig, god is good, Nr. 6/ 2023, S.6

[45] Schw. Stefania Hayward, im Gespräch mit der Autorin

[46] https://opowiedziane.ipn.gov.pl/ahm/notacje/43389,Hayward-Stefania.html, Interview Mit Schwester Stefania Hayward

[47] https://opowiedziane.ipn.gov.pl/ahm/notacje/43389,Hayward-Stefania.html, Interview mit Schwester Stefania Hayward

 

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